Die „gläserne Klippe (Glass Cliff)“ ist noch ein Beispiel für die strukturellen Hindernisse, die Frauen in ihrer beruflichen Entwicklung zurückhalten.
In Teil 3 haben wir über die „Broken Rung“ informiert.
Teil 4 beschäftigt sich mit der „Glass Ceiling“.
Was ist die gläserne Klippe (Glass Cliff)?
Stell die vor, es gibt in deinem Unternehmen ein schwieriges Problem. Es gibt bisher keine richtige Lösung. Einige Mitarbeitende und Führungskräfte sind schon daran gescheitert. Du – als Frau – wirst „befördert“ und mit der Bearbeitung dieses Problems beauftragt. Hört sich gut an. Seit längerer Zeit verhandelst du mit deinem Chef über eine Gehaltserhöhung und die Übernahme einer verantwortungsvolleren Aufgabe. Endlich bekommst du die Gelegenheit, deine Kompetenz und dein Engagement zu zeigen.
Es ist eine große Chance. Du freust dich.
Es fängt gut an. Alle sind hinter dir. Du bist motiviert. Erste Erfolge werden sichtbar. Plötzlich wird es unheimlich. Erfolge bleiben aus. Die Unterstützung lässt nach. Kein Lob mehr, dafür viel Kritik. Aus Begeisterung wird Zweifel. Du stehst mit dem Problem allein da. Aus Motivation wird Resignation. Du hast die Arschkarte gezogen. Du wirst abgesetzt. Ein Mann übernimmt das Projekt. Er bekommt die Unterstützung, die er braucht und führt das Projekt erfolgreich zu Ende.
Die Führung hat dich zur „Glass Cliff“ geleitet. Du stehst vor dem bewusst herbeigeführten Abgrund. Gehst du zurück auf deinen alten Job oder verlässt du lieber das Unternehmen?
Was sonst noch geschah und war es Diskriminierung?
In dem Unternehmen gab es keine Frauen in der oberen Führung, nur einige Teamleiterinnen. Es gab relativ viele Frauen in der Firma. Es gab viele Sachbearbeiterinnen und Assistentinnen und einige Spezialistinnen. Viele arbeiteten in Teilzeit. Familienfreundlich könnte man meinen. Bei genauerer Betrachtung stellte man fest, dass die Frauen deutlich weniger verdienten als ihre männlichen Kollegen an vergleichbaren Stellen. Das war traurig, aber nicht ungewöhnlich.
Die Protagonistin unserer Geschichte gehörte zu den jüngeren Mitarbeitenden. Sie war seit einigen Jahren im Unternehmen, selbstbewusst, gut ausgebildet und engagieret. Vielleicht war sie tatsächlich nicht die Richtige für den Job oder vielleicht hat ihr Chef sie mit der Absicht befördert, um sie durch Scheitern loszuwerden.
Hatte die Führung die Befürchtung, dass Frauen den Männern die Jobs wegnehmen? Hatten sie Angst davor, ihre Machtposition zu verlieren? Das werden wir nie wissen. Wir wissen aber, dass diese Geschichte kein Einzelfall ist. Der Verdacht auf Diskriminierung besteht.
Was bewegt die männlichen Führungskräfte?
Warum versuchen sie – oft mit Erfolg – Frauen in der Arbeitswelt klein zu halten?
Welche Erfahrung hast du?
Diskriminierung ist nicht nur Unrecht und unethisch, sondern auch schädlich.
Respekt am Arbeitsplatz ist ein unternehmerischer und gesellschaftlicher Erfolgsfaktor.