Last updated on 2024-02-06
In dieser Woche hatte ich Gespräche mit einer jungen Mutter. Sie ist sehr gut ausgebildet und hat kurz nach der Geburt ihres Kindes wieder angefangen zu arbeiten. In Teilzeit – genau wie ihr Mann, mit dem sie sich die Versorgung und Betreuung für ihrer kleinen Tochter teilt.
Diese junge Mutter hat noch während der Schwangerschaft ihren bisherigen Arbeitgeber verlassen und bei einem Wettbewerber angefangen, bei dem sie und ihre Arbeit sehr viel Wertschätzung erfahren. Ihr alter Arbeitgeber hätte sie gern – auch in Teilzeit – behalten. Auf meine Frage, warum sie den Arbeitgeber gewechselt habe, erklärte sie:
Ein Gespräch mit ihrem Vorgesetzten habe das Fass zum Überlaufen gebracht. In dem Gespräch habe er ihr nahegelegt, nach der Geburt ihres Kindes erst einmal zu Hause zu bleiben. Dann könnte man ja sehen, ob sie als junge Mutter ihrer Aufgabe noch gewachsen sei oder ob sie dann mit Blick auf ihre mütterliche Verantwortung vielleicht eher eine andere, weniger anspruchsvolle Aufgabe übernimmt.
Sie habe sich oft genug in diesem Unternehmen mit traditionellen Erwartungen und Stereotypen konfrontiert gesehen. Dem wollte sie sich auf keinen Fall nach der Geburt als junge Mutter weiter aussetzen.
Warum ist das wichtig?
Traditionelle Erwartungen und Stereotypen prägen die Denkweisen von vielen Menschen. Was passiert, wenn Führungskräfte sich davon leiten lassen? Sie gehen das Risiko ein, jüngere Mitarbeiterinnen zu verlieren. Die Vereinbarkeit von Arbeit und Familienleben steht hoch in der Prioritätenliste von vielen jüngeren Menschen.
Hier finden wir auch das Beispiel einer Mikroaggression.
Die Unterstellung, dass die junge Frau mit der anspruchsvollen Aufgabe nicht zurecht käme, könnte sogar als übergriffig und respektlos bewertet werden.
Respekt am Arbeitsplatz ist ein unternehmerischer und gesellschaftlicher Erfolgsfaktor.